Shared Decision Making bei MS
© gettyimages/COURTNEY HALE | Agenturfoto. Mit Model gestellt.

Ermutigen und befähigen: Shared Decision Making bei MS

Genauso vielfältig wie die Symptome der MS können auch die Bedürfnisse, Lebensumstände und -pläne von Betroffenen sein. Um individuell die optimale Therapie zu finden, ist es wichtig, Patient:innen noch stärker in die Entscheidungsfindung einzubinden.

Im Gegensatz zum klassischen Modell, bei dem Ärzt:innen die Entscheidung primär auf Grundlage von medizinischen Faktoren treffen, wird beim SDM eine aktive Beteiligung der Patient:innen gefördert und individuelle Präferenzen sowie persönliche Lebensumstände berücksichtigt. Neben einem ausführlichen Aufklärungsgespräch zu Beginn, gilt es auch im Verlauf der Erkrankung Veränderungen mit den Patient:innen zu besprechen. Die Frage nach der passenden Therapie kann nämlich zu jedem Zeitpunkt im Verlauf der MS aufkommen. Neben einer fortschreitenden Erkrankung können zum Beispiel auch veränderte Lebensumstände und -pläne dazu führen, dass Unsicherheit bei Patient:innen aufkommt, was die Fortsetzung der bisherigen Behandlung angeht.

Unter dem Begriff „Shared Decision Making“ (SDM) versteht man das Prinzip der gemeinsamen (engl. = shared) Entscheidungsfindung (engl. = decision making) vom Behandlungsteam und seinen Patient:innen – oder auch partizipative Entscheidungsfindung.

Selbstbestimmung als Erfolgsfaktor

Auch wenn SDM – speziell zu Beginn – für Sie als Nurse zeitintensiv sein kann: Je stärker Sie Ihre Patient:innen einbinden, desto mehr Sicherheit gewinnen diese im Management ihrer chronischen Erkrankung. Sie bringen sich aktiver ein, die für sie passende Therapie auszuwählen und halten sich konsequenter an den vereinbarten Behandlungsplan. Zudem wissen sie besser, was sie erwartet und sind auch eher bereit, Unwägbarkeiten einer Therapie anzunehmen, wodurch weniger häufig Abbrüche oder Wechsel zu erwarten sind.

Nuancen erkennen: Individuell auf Ihre Patient:innen eingehen

Als Nurse nehmen Sie eine wichtige Rolle in der Betreuung der Betroffenen ein und erfahren oft als erstes von Veränderungen. Wichtig ist es, gemeinsam als Behandlungsteam zu agieren und zusammen mit Ihren Patient:innen abzuwägen:

Erläutern Sie beispielsweise nicht nur die rein medizinischen Aspekte einer Therapie, sondern auch die Auswirkungen verschiedener Anwendungsformen auf den Alltag. Fragen Sie die Patient:innen ganz offen, was sie von ihrer Therapie erwarten. Manche sind viel unterwegs oder möchten nicht häufig an ihre Erkrankungen denken müssen. Andere brauchen ganz klare Routinen. Auch die Risikobereitschaft der Patient:innen kann sehr unterschiedlich sein. Wichtig ist es zudem, leicht verständlich zu kommunizieren und sicherzustellen, dass alles verstanden wurde. So schaffen Sie eine Entscheidung auf Augenhöhe, die dabei hilft, langfristig die individuell optimale Behandlung zu finden.

Quellen

  1. Kambhampati S, Ashvetiya T, Stone NJ, Blumenthal RS, Martin SS. Shared Decision-Making and Patient Empowerment in Preventive Cardiology. Curr Cardiol Rep. 2016 May;18(5):49. doi: 10.1007/s11886-016-0729-6. PMID: 27098670
  2. https://practicalneurology.com/articles/2017-apr/shared-decision-making-in-multiple-sclerosis-management